Leon – ein Nachruf (veröffentlich in den Cuxhavener Nachrichten am 13.10.2007)
„Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“ (Jes. 43,1b). Leon! In den vergangenen Tagen war dein Name in unserer Gnadenkirche zu lesen. Menschen haben eine Kerze entzündet und sich Gedanken von der Seele geschrieben. Vielleicht hast du sie ja dabei beobachten können. Dein Tod hat uns wachgerüttelt. Zu spät, denkst du. Ja, für dich ist es zu spät. Dein Tod lässt uns traurig zurück, wir haben ihn nicht verhindert. Deswegen ist es so wichtig, dass du jetzt einen Namen hast. Mit deinem tragischen Schicksal verbinden wir jetzt deinen Namen: Leon. Und die, die dich kannten, haben dein Gesichtchen dabei vor Augen. Du hast deinen ersten Geburtstag nicht erleben dürfen. Und du hattest es nicht leicht mit deinen Eltern und deine Eltern wohl auch nicht mit dir. Ihr habt euch nicht ausgesucht und du hattest keine Wahl. So ist das, wenn Kinder in diese Welt kommen. Sie werden geboren und sind da. Sie bekommen einen Namen und sind unverwechselbar. So war es auch bei dir. Du bist unverwechselbar Leon. Leon, der gerade mal 11 Monate alt wurde mitten in unserer Stadt. Wenn du eine Stimme hättest, was würdest du uns, der Welt sagen wollen? Ich glaube, du würdest sagen wollen, was jedes Kind sagt: „Seht mich an, ich bin doch euer Leon!“ Ja, Leon jetzt sehen wir, aber nun du bist nicht mehr unter uns. Wir fragen uns, ob und wie wir dir und deinen Eltern hätten besser helfen können? Unangenehme Fragen werden gestellt. Wir fühlen uns wie hilflose Helfer und dann werden Schuldige gesucht. Wie konnte es so weit kommen?
Ja Leon, wir sollten dabei nicht stehen bleiben, das würdest du uns vielleicht mit auf den Weg geben. Es würde nichts wieder gut machen. Und doch hast du, glaube ich eine Botschaft für uns und ich will sie zusammen mit dir uns allen sagen: Achtet aufeinander, achtet auf euer Leben und auf das, was euch damit anvertraut und geschenkt ist. Es ist ein Stück vom Himmel, ein Stück von Gott.
Hans-Christian Engler
Pastor der Gnadenkirche